Dienstag, 20. November 2012

Technik, die begeistert?

Ein Samsung Chromebook war für einen Tag das meistbestellte Technik-Produkt bei Amazon.com. Nach eineinhalb Jahren Chromebook-Geschichte hätte wohl niemand mehr damit gerechnet. Hat sich doch inzwischen gezeigt, dass Chrome OS zwar die Innovationskraft eines Apple-Produktes besitzt, aber noch lange nicht dessen Massentauglichkeit. Man hat weit nach vorne gedacht und dabei vergessen, dass nur wenige bereits so "online leben", dass lokale Daten und Dienste nicht mehr nötig sind. Aber es gab noch ein anderes Problem: das Preis-Leistungsverhältnis der ersten Samsung Chromebooks war bescheiden, zumindest auf dem Papier. So bekam man zum selben Preis mindestens ebenso schnelle Rechner mit Windows 7 - und wieso soll man nun ein Chromebook kaufen, wo man darauf dann vieles nicht oder nur sehr umständlich machen kann? Auch ich habe erst zugeschlagen, als das Chromebook bereits 30% unter den "Ausgabepreis" gefallen war und hätte es mir ohne einen ausgeprägten Technik-Spieltrieb wohl gar nicht erst gekauft. Erst beim Auspacken stellte man fest, dass Verarbeitung, Tastatur und Display (leider nicht das Touchpad) doch deutlich höherwertig waren als bei den Konkurrenzprodukten und es auch nach einem Jahr intensiven Gebrauch noch nicht knackt und knarzt. Auch der Akku ist über jeden Zweifel erhaben. Da hat Google zwar ein schönes Stück Technik mit-designt, aber nicht mit dem Gigahertz- und Gigabyte-vergleichendem Kunden gerechnet. Doch nun kommt der zweite Anlauf: nach dem großen Erfolg mit dem Nexus 7 gibt es nun auch eine Neuauflage des Chromebook nach der neuen Google-Devise "gute Technik zum Selbstkostenpreis". Für nur 249 USD erhält der amerikanische Kunde ein Netbook mit 11 Zoll-Display, USB 3.0, HDMI-Anschluss und einem schnelleren Prozessor als dem doch auf Dauer nicht optimalen Atom der "Serie 5". Für 80 USD mehr gibt es dann auch noch 3G support - was für ein Chromebook, das man auch außerhalb der eigenen 4 Wände benutzen will, essentiell ist. Doch das muss man gar nicht: in dieser Form ist das neue Chromebook mehr denn je eine Konkurrenz zum Tablet (auch ich habe damals beim Chromebook-Kauf gegen ein Android-Tablet entschieden). Denn eine gute Tastatur und die Möglichkeit, eine Maus anzuschliessen, machen das Chromebook viel produktiver als es ein Tablet je sein wird. Natürlich kann der "App Store" von Chrome nicht mal im Ansatz mit dem von Apple und Android mithalten, Spielernaturen bleiben zweifellos beim Tablet. Aber allein schon die Nische des "vielschreibenden Dauersurfers" ist gar nicht mal so klein und mit dem richtigen Preis wird Chrome OS zum ersten Mal außerhalb der "Geek"-Szene richtig wahrgenommen. Was natürlich auch uns Early Adopter freut, die hoffentlich von zukünftigen Updates auch profitieren werden (ich mein Dich, Android!!) - aufgrund der großen technischen Ähnlichkeit der bisher erschienen Geräte und der strengen Produktpolitik von Google bei Chrome ist allerdings zumindest für die nächsten 1-2 Jahre noch davon auszugehen. Die Sache hat allerdings wie üblich einen Haken: für Deutschland ist der neue Bestseller noch gar nicht angekündigt und nach dem Nexus-4/10-Desaster muss man davon ausgehen, dass Google hier in Zukunft sehr vorsichtig bei der Einführung neuer Geräte vorgehen wird...